Heute mal auf Deutsch, so zur Abwechslung. :-)

Gestern, Sonntag 25. September, waren meine Frau und ich lange unterwegs in diversen größeren Supermärkten und einem lokalen Männerspielplatz OBI Baumarkt. Und ja, Sonntags haben Geschäfte hier auch auf, zwar nicht immer und nicht alle, aber viele größere schon. Warum, fragt sich der christlich erzogene und aufgewachsene Deutsche? Ja, das ist auch schon die Antwort. Japan ist nicht christlich (nur ca. 1% der Bevölkerung sind hier Christen), folglich gibt es auch keinen freien Sonntag nach christlichem Vorbild, was aber nicht heißt, dass alle Japaner sieben Tage die Woche arbeiten - auch die Mehrzahl der Japaner genießt in der Regel zwei freie Tage an Wochenenden und Behörden sowie Postämter haben am Wochenende ebenfalls geschlossen.

Vorweg: der Tag war so anstrengend für mich, dass ich ab ca. 17 Uhr nicht mehr ansprechbar war und als ich gegen 19:45 Uhr endlich ins Bett durfte, bin ich auch sofort eingeschlafen.

Nach einem späten Frühstück gegen 10 Uhr entscheiden Midori und ich uns dazu in den lokalen Baumarkt (keine 10 Minuten mit dem Auto entfernt) zu fahren, um für mich ein paar Plastikkisten für den Wandschrank in unserem Tatami-Zimmer zu besorgen, in die ich meine Wäsche ablegen kann. Durch Rumstöbern und Fantasieren wie wir das eine oder andere evtl. Umbauen/Ausbessern könnten im und am Haus bzw. im kleinen Garten vorm Haus vergingen zwei bis drei Stunden. Am Ende verließen wir den Baumarkt und ich bin mir mehrerer Dinge bewusster geworden:

  • Japaner können auch Baummärkte, wie wir in Deutschland. Warum ist das erwähnenswert? Nun ja, Japaner sind halt nicht verschrien in der Welt als die Heimwerker-Nation. Wenn es etwas zu reparieren oder auszubessern gilt, dann wird normalerweise ein externer Profi-Handwerker engagiert. Diesen Eindruck bekommt bei näheren Kontakt mit Japanern sehr schnell und so habe ich es zumindest bei meinem ersten Aufenthalt mitbekommen. Do-it-yourself genießt meiner Erfahrung und Meinung nach hier so ein Nischen-/Schattendasein.
  • Viele Baumaterialen scheinen auf Erdbeben abgestimmt zu sein.
  • Hektoliterweise Bier im Baumarkt - gibt's das eigentlich auch in Deutschland?
  • Statt der obligatorischen Würstchenbude vor dem Baumarkt gibt es hier eine Yakitori-Bude.
  • Wir haben vergessen Plastikkisten mitzunehmen. Mist.

Danach sind wir zu Costco, einer amerikanischen Supermarkt-Großhandelskette, gefahren; also nicht ich bin gefahren, sondern Midori - und wie! Straßenabsperrungen, Verkehrsleitmännchen (zumeist Rentner, die sich ein Zubrot verdienen), und die japanische Variante der StVO spielen alle keine Rolle, wenn es meiner Frau darum geht schnell einen Parkplatz zu finden. Okay, in diesem Fall war das ganz hilfreich, weil es propevoll war. Völlig überfüllt um genau zu sein.

Nachdem wir also einen Parkplatz gefunden hatten, entschieden wir uns statt direkt in den riesigen Costco zu gehen, für den man übrigens eine Mitgliedskarte benötigt, die pro Jahr ca. 40-50 Euro kostet, durch den Lalaport Richtung IKEA (ja, die gibt’s auch hier in Japan - die Schweden sind nicht aufzuhalten) zu gehen, um im IKEA mal nach Plastikkisten zu gucken.

Lalaport ist dem Centro in Oberhausen sehr ähnlich. Es ist auch ein großes Einkaufszentrum mit vielen größeren und kleineren Läden auf mehrere Etagen verteilt. Im Zentrum vom Lalaport gibt es sogar eine Bühne mit Zuschauersitzreihen davor, auf der diverse Künstler und Marktschreier auftreten dürfen.

Naja, jedenfalls nach gut 15 Minuten des Umherwanderns waren wir auf der anderen Seite von Lalaport angekommen und konnten den IKEA schon sehen, allerdings wäre der dann doch noch gut 15-20 Minuten zu Fuß über eine Schnellstraße entfernt gewesen. Wir entschieden uns dann den IKEA doch nicht aufzusuchen und gingen stattdessen zurück zu Costco.

Costco ist die Hölle auf so einem überfüllten Tag. Allein mit dem im Vergleich zu typischen kleinen/schmalen japanischen Einkaufswagen “riesigen” typische deutschen/amerikanischen Einkaufswagen durch den überfüllten Eingangsbereich zu kommen war eine wahre Kunst und alle paar Zentimeter tritt man irgendwem auf die Füße oder wird angerempelt; wobei sich wirklich alle bemühen, dass das nicht passiert, was sich aber bei so viel Leuten auf einer Stelle nicht vermeiden lässt. Man sollte vielleicht auch erwähnen, dass Costco in einer riesigen Halle untergebracht ist und selbst das nicht davor schützt mit blauen Flecken wieder rauszukommen.

Nach 90 Minuten oder so hatten wir eine Flasche Tequila, der selten zu finden ist in den normalen Supermärkten (Japaner sind Whiskey verrückt, also findet man Whiskey an jeder Ecke, allerdings mag ich keinen Whiskey), eine Flasche Rum, eine Flasche Wein, ein Skiboard für die Kinder sowie eine große Packung Cranberries im Einkaufswagen. Überhaupt waren die meisten Verpackungen untypisch japanisch bzw. typisch amerikanisch riesig. 4kg Plätzchen im Eimer, 1kg Schokoladentafeln, 3kg Salzbretzeln im Sack, 4l Vodka Flaschen, 4l Sake Plastikflaschen (wobei die gibt’s auch in normalen Supermärkten), etc..

Nach der Quälerei war ich ziemlich K.O. und auch die übergroße Pepperoni-Pizza half da nicht viel mich wach zu halten, mal davon abgesehen, dass ich eh nur 2 Stücke gegessen habe (den Rest haben wir mit nach Hause genommen und den gibt’s gleich zum Abendessen), also entschieden wir uns nach Hause zu fahren, was für mich ein Segen war. Ich wäre ja schon fast während der Heimfahrt eingeschlafen, aber meine Frau hat mich gezwungen wach zu bleiben, damit ich ja schön weiter an die Zeitumstellung gewöhne. Daher durfte ich auch nicht sofort ins Bett als wir wieder zu Hause waren, sondern musste noch zwei Stunden oder so wach bleiben, was mir immer schwerer fiel.

Als ich dann jedoch endlich ins Bett durfte, bin ich auch sofort eingepennt und habe fast ununterbrochen durchgepennt bis heute morgen um 7 Uhr (bin zwischendurch 2x aufgewacht, weil die Kinder und meine Frau so einen Lärm gemacht haben beim Spielen).