Vorletztes Wochenende, Sonntag Abend, fing ich an zu Husten und habe bis heute nicht aufgehört damit. Am darauf folgenden Montag bin ich ganz normal, wie jeden Montag, früh um 6 Uhr aufgestanden und war gegen 7:15 Uhr im Zug und bin zum ersten Mal wirklich eingeschlafen im Zug. Bin dann auch prompt nicht rechtzeitig aufgewacht und bis zur Endhaltestelle durchgefahren. War jetzt nicht so dramatisch, weil das nur eine Station weiter war als ich musste, aber nervig war es schon.

Was auch nervig war an jenem Montag, dass war meine körperliche Verfassung. Die verschlechterte sich nämlich von Minute zu Minute. Gegen kurz nach 14 Uhr ging dann gar nichts mehr bei mir und ich habe kurzerhand meinem Chef eine Email geschickt, dass ich nach Hause gehe.

Die Nacht von Montag auf Dienstag hatte ich dann einen abwechslungsreichen Rhythmus, nämlich 20 Minuten schlafen, 10 Minuten wach umherwelzen, abwechselnd mit gelegentlichen Pinkelpausen (der Durchfall kam dann ab Dienstag morgen dazu - nur so viel: es war der längste und schwerste Fall von Durchfall, den ich je hatte….). Dienstag bin ich dann auch direkt mal zu Hause geblieben und Nachmittags zum Hausarzt hier vor Ort gegangen.

Das System hier in Japan gleicht dem in Deutschland, d. h. man ist entweder privat oder gesetzlich krankenversichert, hat entsprechend seine Krankenkassenkarte und geht damit zum Arzt. Der diagnostiziert dann, verschreibt entsprechend Medikamente und damit geht man dann zur Apotheke. Man kann hier in Japan auch nicht-verschreibungspflichtige Medikamente im besser sortierten Supermarkt kaufen, nur taugt das Zeug meist nichts. Preislich läuft das hier bei Ärzten und Apotheken ebenfalls ähnlich. Man hat zwar keine Praxisgebühr per se, aber man zahlt so pro Arztbesuch je nach Krankheit und Dauer zwischen 5 und 30 Euro (evtl. auch mehr, war bei mir aber bisher nie der Fall). Für die Medikamente legt man dann auch noch mal je nach Medikament 2 bis 20 Euro auf den Tisch.

Wie dem auch sei, ich war also letzte Woche Dienstag dann endlich mal beim Arzt und die Empfangsdame bat mich dann auch mal direkt Fieber zu messen und reichte mir entsprechend ein Thermometer. Ihr Gesichtsausdruck als ich ihr das Ding zurück gab sprach echt Bände: 39,4°. Kein Wunder, dass ich die Nacht zuvor überhaupt nicht schlafen konnte, bei so einer hohen Temperatur. Bevor es nun aber zum Arzt ins Behandlungszimmer ging, musste ich noch meinen Blutdruck messen. Dafür haben die in jap. Arztpraxen Maschinen stehen, in die man einfach seinen Arm reinlegt und einen Knopf drückt. Eine Minute später kriegt man dann einen Ausdruck mit seinen Werten, welchen man mit zum Arzt ins Sprechzimmer nimmt, sobald man aufgerufen wird.

Zu den Sprechzimmern selbst ist zu sagen, dass das je nach Arztpraxis einfach nur per Vorhang abgetrennte Räume sind, also keine Räume, die per Tür geschlossen werden. Privatsphäre, was ist das?

Als ich dann an der Reihe war, hat der Arzt sich erst mal meine Werte angesehen, dann in meinen Rachen geschaut und mir dann mit einem länglichen, dünnen Stäbchen tief in die Nase gebohrt. Fühlt sich wirklich ekelhaft an, funktioniert aber. Keine 2 Minuten später lag das Testergebnis vor und siehe da, hatte ich mir doch tatsächlich irgendwo eine Influenza vom Typ A eingefangen. Eine Woche Bettruhe. Er verschrieb mir dann noch zwei Medikamente in Pulverform, die ich mir von der Apotheke nebenan abholen musste.

Bevor ich da aber bedient wurde, musste ich erst mal einen Fragebogen ausfüllen: was haben sie denn? Rauchen sie? Nehmen sie sonst irgendwelche Medikamente oder Drogen? Können sie Speißen zu sich nehmen? und so weiter. Denselben Mist musste ich doch schon beim Arzt vorher ausfüllen, warum jetzt noch mal??? Wie dem auch sei, ein paar der Kanji kannte ich nicht, da musste ich dann nachfragen beim Apotheker, der mir aber erklären konnte worum es geht.

Danach gab man mir dann meine zwei Medikamente und erklärte mir wie ich sie einzunehmen habe. Ich muss wohl ziemlich dumm drein geschaut haben, denn der Apotheker meinte zu seiner Gehilfin, die mir den Ranz erklärte, sie solle mir das eine Medikament jetzt sofort verabreichen. Danke, lieber Apotheker. Das war echt nett, denn mit meinen 39,4° Fieber hatte ich jetzt echt keinen Nerv mir noch komplizierte Zubereitungsmaßnahmen zu merken. Wie dem auch sei, dieses eine Medikament war so ein Pulverzeugs, dass man mit einem Inhalator (wie beim Asthma) einatmen musste. 2 Stück davon gab es für mich. Alles schön reingesaugt. Danach das fiebersenkende Mittel eingepackt, gezahlt und zurück nach Hause gegangen. Für den Rest der Woche habe ich dann schön eine ruhige Kugel geschoben.

So, vorgespult zu letztem Wochenende. Ich bin immer noch am Husten wie bekloppt, habe aber kein Fieber und keine Koppschmerzen mehr und so, ergo denke ich so bei mir, kannste Montag ja auch wieder zur Arbeit. Also Montag dann zur Arbeit, kriege ich erst mal eine Email von meiner Vorgesetzten, ob ich mir denn vorher vom Arzt auch das Okay geholt hätte, dass ich wieder zur Arbeit darf. Äh, wutt? Watt is? Ne, habe ich nicht. Ich bin nur ein bisschen am Husten, sonst geht es mir wieder gut und wenn sie meint, ich wäre noch nicht fit zum Arbeiten im Büro, dann kann ich auch anbieten von zu Hause zu arbeiten.

Dienstag dann ein ähnliches Spielchen, bin immer noch am Husten, aber fühle mich gut genug zum Arbeiten. Gegen Mittag meldet sich dann mein Chef und meint, ich sollte doch besser von zu Hause arbeiten. Okay, also alle wichtigen Dateien auf einen USB Stick kopiert und nach Hause gefahren.

Mittwoch, also heute, 9 Uhr, erst mal zum Arzt um eine zweite Meinung einzuholen. Bin ich jetzt noch krank oder nicht? … Stellt sich raus, ja bin ich. Zwar keine Influenza mehr, dafür jetzt aber eine ganz normale Erkältung. Also schreibt mir der Arzt erstmal 5 verschiedene Medikamente für die nächsten 7 Tage auf und meint, damit sollte es dann aber gut sein. Na denn mal tou!

Also arbeite ich jetzt für den Rest der Woche von zu Hause und am Montag bin ich dann hoffentlich wieder komplett gesund, so dass ich im Büro arbeiten kann. Aber mal ehrlich, warum haben die mir nicht direkt nen Folgetermin nach meinem ersten Besuch gegeben? Hätte doch auch direkt diese Woche Montag hingegen können. Naja. Japanische Ärzte, bin ich halt noch nicht gewohnt wie die so arbeiten.

Ein Gutes hat das alles allerdings: ich muss nicht täglich knapp 4 Stunden pendeln. Ich wünschte echt, ich könnte jeden Tag von zu Hause aus arbeiten. Vielleicht sollte ich das meinem Chef mal vorschlagen.

In diesem Sinne, bleibt schön gesund.

PS: Wenn ich denn diese Woche Zeit finde, dann werde ich auch mal was zu unseren Weihnachtsferien und zu unser kleinen Hochzeitsfeier schreiben.